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Portrait Danny Jansson – Weissenhorn Youngstars

Mehr als nur ein Job

Der Finne Danny Jansson betreut seit dieser Saison als Nachwuchs- und ProB-Coach drei Mannschaften in Ulm und Weißenhorn. Das Porträt über einen Basketball-Verrückten, dem es bei seiner Arbeit um mehr geht als nur Siege und Niederlagen.

Finnen, so das Klischee, sind stille Zeitgenossen. So wie Rennfahrer Kimi Räikkönen, oder Janne Ahonen, der ewig-einsilbige Skispringer. Unterkühlte Typen eben, denen kein Wort zu viel über die Lippen kommt. Legt man diesen Maßstab an, wirkt Daniel Jansson so gar nicht finnisch. Vielleicht liegt das an seinen Jahren am College in den USA, vielleicht an den libanesischen Wurzeln der Familie Jansson. Jedenfalls ist „Danny“, wie der 35-Jährige häufig nur genannt wird, alles andere als unterkühlt und still – besonders, wenn er sich mit Basketball befasst. Nach 40 abwechslungsreichen Minuten über seinen Karriereweg, Basketball in Finnland und Nachwuchskonzepte hat der Ulmer Jugendtrainer noch nicht genug von der Fragerei. „Ich könnte einfach stundenlang über Basketball sprechen“, erklärt er.

Mehrere Tage ohne Basketball? Keine Chance!

Seit Jansson als Jugendlicher zufällig in ein Basketball-Training stolperte, „gab es keine fünf Minuten ohne diesen Sport in meinem Leben“, wie er schmunzelnd sagt. Wenn er sich – nach vielen Sommer mit den finnischen Junioren-Nationalteams – im August erstmals seit Langem mehrere freie Tage einräumt, dann nur, um bei der Basketball-WM in Spanien Spiele der finnischen Mannschaft sehen zu können. Danny Jansson blutet orange – und er macht keine halben Sachen: Nachdem Ende Juni sein Engagement in Ulm feststeht, bringt er direkt seinen Umzug an die Donau hinter sich und stellt sich dann sofort in die Halle. Mitten in der Baggersee-Saison scheucht Jansson mehrere Wochen lang tagtäglich eine Gruppe Ulmer Nachwuchsspieler durch das Trainingszentrum der ratiopharm akademie.

Es ist dieser Tatendrang, der auch Artur Kolodziejski beeindruckt, als er Jansson kennenlernt. Der sportliche Leiter der ratiopharm akademie ist im Frühjahr auf der Suche nach einem hauptamtlichen Jugendtrainer, als sich sein Agent meldet: „Ich habe genau den richtigen Mann für euch“, kündigt der Vermittler Jansson groß an. Als der Finne später in Ulm probeweise ein Training leitet, weiß Kolodziejski sofort: das passt. „Dannys Spielidee und seine Ansprache waren sehr überzeugend. Aber vor allem hat er eine unglaubliche Energie ausgestrahlt“, erinnert sich der Ex-Profi. Jansson wiederum ist fasziniert von der Aussicht, „in Ulm etwas aufbauen zu können.“ Und damit hat er bereits Erfahrung.

Danny Jansson

Danny Jansson

Doppelfunktionär im finnischen Vantaa

Fünf Jahre lang spielt und studiert Jansson in den USA, Holland und Belgien. Nach der Rückkehr in seine Heimat versucht sich der bullige Guard einige Zeit im finnischen Spitzenbasketball zu etablieren, muss aber bald feststellen: Die Luft aus der aktiven Karriere ist raus. 2007 hängt er die Basketball-Sneaker an den Nagel. „Mit 28 Jahren konnte ich mich nicht mehr für den Saisonstart motivieren“, erzählt er. „Aber ich wollte unbedingt als Coach weitermachen. Ich hätte auch kleine Kinder trainiert.“ Er kehrt schließlich zu seinem früheren Club PuHu Vantaa zurück, der sich nach einer Insolvenz gerade neu aufstellt und noch einen Jugendkoordinator sucht.

Unter Janssons Ägide steigt Vantaa binnen kürzester Zeit zu einem der renommiertesten Nachwuchsstandorte Finnlands auf. Ab 2008 erreicht PuHus U19-Team in fünf von sechs Jahren das nationale Final Four. Jansson ist letztlich aber nicht nur Juniorencoach, sondern in Vantaa auch für Zweitliga-Team, Damen-Auswahl und die sportliche Leitung des Nachwuchsprogramms verantwortlich. Als im Sommer 2014 die Anfrage aus Ulm kommt, ist Jannson längst nicht mehr von PuHu wegzudenken. Umso schwerer fällt es Jansson damals, sein „Baby“ – wie er den Club nennt – hinter sich zu lassen: „Aber die Chance in Ulm war zu gut, um sie auszuschlagen.“

An der Nahtstelle zwischen Nachwuchs und Profis

1.600 Kilometer südwestlich von Vantaa ist Jansson nun seit dieser Saison für drei Mannschaften an der Nahtstelle vom Nachwuchs- zum Herrenbereich zuständig. Über den Ulmer Kooperationspartner Weißenhorn (ProB) sowie die akademie-Teams aus NBBL (U19) und zweiter Regionalliga soll der neue Coach Talente ans Profi-Niveau heranführen. Dass Jansson bislang „alle unsere Erwartungen erfüllt“ (Kolodziejski), ist nicht zuletzt auf seinen großen Erfahrungsschatz zurückführen. „Mehrere Mannschaften zu trainieren und koordinieren, ist nichts Neues für mich“, sagt Jansson, der stets mit Personal und Vorbereitungszeit jonglieren muss, wenn seine Mannschaften an gleichen Tagen Spiele bestreiten. Dass viele seiner Akteure in mehreren Leistungsstufen für Ulm auflaufen, hat aber auch sein Gutes: „Das macht es den Jungs einfacher, unsere Spielidee zu verinnerlichen“, erklärt Jansson.

Um Sprünge vom einen zum anderen Team zu erleichtern, hat Jansson für seine Teams ein Spielsystem entwickelt, das an das von Bundesliga-Coach Thorsten Leibenath angelehnt ist. Am Anfang, gesteht er, habe ihn die Vorstellung eines durchgängigen Konzepts vom Nachwuchs bis zu den Profis „ein wenig eingeschüchtert. Aber heute weiß ich: Das ist eine wunderbare Sache, denn das BBL-System ist ideal für junge Spieler.“ Was ohnehin gut zur Ulmer Philosophie passt, ist Janssons Führungsstil: „Danny pflegt ein lockeres Verhältnis zu seinen Jungs. Aber in der Halle fordert er höchste Konzentration“, hat Artur Kolodziejski beobachtet. Nicht zufällig seien Janssons Trainingseinheiten seinen Spielern zufolge vor allem eines: „sehr anstrengend.“

Für den Finnen sind die intensiven Stunden in der Halle aber mehr als nur ein Mittel zum Zweck. „Natürlich will jeder in erster Linie gewinnen“, sagt er. „Aber das Beste an meinem Job ist: Über Basketball kann man auch Werte vermitteln und so Einfluss auf junge Menschen nehmen.“ Am Liebsten, sagt Jansson, würde er das noch 30 Jahre lang tun. Und eines, das scheint gewiss, wird sich in dieser Zeit nicht ändern: Danny Janssons Herzblut für seine Arbeit.