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Coach Mario Matic über Teamgeist, Selbstvertrauen und die Playoffs

In diesem Monat beginnt die Phase, auf die sich jeder Zuschauer und Basketballer besonders freut: direkte Duelle um Auf- und Abstieg. Mit Abstiegsspielen haben die Giants vor zwei Jahren eine negative Erfahrung gemacht, dieses Jahr stehen sie als Aufsteiger überraschend in den Playoffs. Wer in der ersten Runde wartet, steht nach dem letzten Heimspiel gegen die Dresden Titans am Samstagabend fest. Möglich ist unter anderem ein Duell, das an die BBL-Zeit erinnert, und zwar gegen die Artland Dragons Quakenbrück. Im Interview spricht Giants-Trainer Mario Matic über sein „magisches Dreieck“, die mannschaftliche Geschlossenheit und das Selbstbewusstsein, mit dem sein Team knappe Duelle für sich entschieden hat.

Herr Matic, am Samstag findet das letzte Spiel der regulären Saison statt, zum Abschluss kommen die Dresden Titans nach Nördlingen. Als Aufsteiger mit dem kleinsten Etat in die Playoffs: Für Sie und das Team steht bereits jetzt fest, dass die Saison als großer Erfolg eingeordnet werden kann. Wie ordnen Sie die reguläre Spielzeit ein?

Matic: Unsere ganze Mannschaft hat sich ein großes Lob und Danke verdient. Damit meine ich nicht nur meine Spieler, sondern auch die Mannschaft die hinter uns steht. In aller erster Linie das ehrenamtliche Management bei uns, die vielen Leute im Hintergrund: Ohne dieses Team  wäre  Profi-Basketball in Nördlingen definitiv nicht möglich. Ohne das Herzblut dieser Menschen,  unserer Förderer und der Zuschauer könnten wir von solchen Erfolgen und spektakulären Spielen wie zuletzt gegen Leipzig in unserer Halle nur träumen.

Vor der Saison sahen viele Interessierte die Giants als Mannschaft, die gegen den Abstieg spielen wird. Wie haben es die Spieler geschafft, die Skeptiker eines besseren zu belehren?

Matic: Ganz einfach: Die Spieler stehen auf dem Feld und gewinnen die Spiele. Daher gebührt ihnen die größte Anerkennung für den Erfolg. Wir hatten ein extrem glückliches Händchen bei den Neuverpflichtungen und haben hier einige Volltreffer gelandet. Neben dem magischen Dreieck um Jordan Talbert, Janek Schmidkunz und Brandon Lockhart hatten alle Spieler großen Anteil an der sensationellen Runde. Bei Leo Vrkas und Jan Petrovcic wussten wir, wie wertvoll Sie für die Giants sind, weil wir ihre Qualitäten schon aus der Vergangenheit kannten. Chris Reinhardt erlebt bei uns seinen zweiten Frühling und die Entwicklung von Moritz Trieb ist einfach nur noch genial. Nicht zu vergessen sind neben Kwame Duku auch die Nachwuchsleute Steinmeyer, Knie und Seeberger. Sie fordern die Stammspieler täglich in der Halle und haben viel dazugelernt. Sie ermöglichen uns unter guten Bedingungen im Training zu arbeiten.

Sie spielen auf den Faktor Teamgeist an.

Matic: Ja, denn um im Mannschaftssport erfolgreich zu sein, sind Teamleistung und großer Zusammenhalt notwendig. Und wir sind wirklich ein Team in dieser Saison. Einen Spieler, der diese leider verletzt war, will ich hier nicht vergessen. Fabian Brütting ist weiterhin Nördlingens wichtigster Spieler für die Zukunft. Ich bin überzeugt dass er kommende Saison wieder topfit sein wird und zu den stärksten Spielern der ProB zählen wird.

Aber ist es nicht auch wichtig Spieler zu haben, die in der Liga herausstechen. Janek Schmidkunz und Jordan Talbert etwa sind mit ihren Statistiken unter den besten zehn Spielern in der ProB.

Matic: Die persönlichen Auszeichnungen der beiden Jungs sind ein Erfolg unseres ganzen Programms. Ohne das gesamte Team hätten Jordan und Janek nicht so eine bärenstarke Saison gespielt. Zu Jordan muss ich sagen, dass er der menschlich und sportlich der beste Amerikaner in all den Jahren ist, seitdem ich hier Trainer bin. Über die Qualitäten von Janek Schmidkunz muss man auch nur wenige Worte verlieren. Er ist nicht ohne Grund einer der besten Scorer der ProB. Für mich war er keine Überraschung, denn er war mein absoluter Wunschspieler. Ich wusste, was er kann und dass er perfekt in unser Offensivsystem passt,

Die Giants haben zuletzt viele knappe Spiele entscheiden können, wenngleich es wie etwa gegen Leipzig vielleicht auch unnötig spannend war. Treibt diese mentale Stärke die Mannschaft zusätzlich an?

Matic: In 20 Jahren Basketball habe ich viel gesehen und viel erlebt. Wenn es einmal läuft und das Selbstvertrauen da ist, gewinnst du diese knappen Dinger eben. Ob wir diese ganzen Spiele gewonnen hätten, wenn wir um einen Playoffplatz gezittert hätten, ist eher unwahrscheinlich.

Neben der BG Karlsruhe stellen die Giants in dieser Saison die beste Defensive der ProB Süd. Im Basketball gibt es die oft zitierte Weisheit: Offensive gewinnt Spiele, Defensive gewinnt Meisterschaften.

Matic: Ohne unsere starke Abwehrarbeit würden wir in der Tabelle nicht so weit oben stehen. Die Mannschaft weiß, dass wir individuell über keine Spieler verfügen, die das Spiel in der Offensive gewinnen können. Es geht nur über das Kollektiv. Über eine kompakte Defensive haben wir viele Ballgewinne und somit einfache Punkte im Schnellangriff erzielen können. Ohne einzelne Spieler hervorzuheben muss ich an dieser Stelle Jordan Talbert und Leo Vrkas loben. Sie gehören auf Ihrer Position definitiv zu den besten Verteidigern der Liga.

Sie haben die Entwicklung von Moritz Trieb, der in diesem Jahr Abitur macht, als „genial“ bezeichnet. Mit über 20 Minuten im Schnitt bekommt er mehr Spielzeit als jeder andere Spieler in seinem Alter. Sind Sie enttäuscht, dass er nicht mit der U18-Nationalmannschaft zu internationalen Turnieren reisen darf?

Matic: Nein, denn die Tatsache, dass Moritz nicht in den Zwölf-Mann-Kader gerutscht ist, zeigt, wie stark die deutsche U18 Nationalmannschaft ist. Mein Trainerkollege Harald Stein spricht sogar von dem stärksten Kader aller Zeiten und hat das große Ziel, das diesjährige Albert-Schweitzer-Turnier zu gewinnen. In einem etwas schwächeren Jahrgang wäre Moritz definitiv im Kader gewesen. Nichtsdestotrotz bin ich sehr stolz auf die Entwicklung eines jungen Menschen, der seinen Weg im Berufsleben und im Basketball gehen wird.

Am 19.März gehen die Playoffs los, die Giants haben Heimrecht in der ersten Runde?

Matic: Ich denke immer von Spiel zu Spiel und am Samstag geht es gegen die Dresden Titans, die seit Wochen einen tollen Basketball spielen. Ich bereite die Mannschaft bestmöglich auf dieses Spiel vor. Erst nach dem Spielende befassen wir uns mit den Playoffs, denn dann wissen wir auch, gegen wen wir spielen.

 

 

(Giants TSV 1861 Nördlingen)

Giants TSV 1861 Nördlingen sind komplett

Nachdem Florian Sefranek, jahrelanger Spielmacher und Leistungsträger der Giants, künftig sportlich kürzer treten will und Johannes Raab einen Kreuzbandriss erlitten hatte, waren Mario Matic und Leo Emmert gezwungen sich noch einmal intensiv auf dem Spielermarkt nach Ersatz umzuschauen.

Bei der Suche nach einem Aufbauspieler profitierten sie von ihren guten Verbindungen in die Vereinigten Staaten von Amerika. Brandon Kimbrough, ehemaliger Spitzenspieler und Meisterschaftsgarant der Giants und mittlerweile Assistenztrainer an der Drury Universität Springfield hatte einen heißen Tipp auf Lager. Er empfahl den von ihm betreuten Brandon De´Andre Lockhart. Mit ihm als Chef auf dem Feld hatte Drury in der Saison 2012/2013 – erstmalig in der Geschichte der Universität — die Meisterschaft der NCAA 2 errungen.

Eine Meisterschaft in dieser College-Liga sagt einiges über die Leistungsstärke einer Mannschaft aus, denn rund 250 Universitäten buhlen Jahr für Jahr um diesen begehrten Titel. Am 28.9.1990 in Guam geboren, wuchs Lockhart in St.Louis auf und führte die dortige Chaminade-Highschool zur Staatsmeisterschaft von Missouri. Überhäuft mit Ehrungen aller Art und der Wahl zum besten Spieler seiner Conference, stand er auf der Wunschliste etlicher Universitäten der ersten und zweiten Division, entschied sich dann aber für die nur drei Autostunden von seiner Heimatstadt entfernte Universität von Drury in Springfield. Der 1,85m große Athlet ist ein „Pointguard“ im klassischen Sinn. Er leitet das Spiel auf dem Feld und versucht zunächst immer den am besten postierten Mitspieler zu finden.

Im Meisterschaftsjahr seiner Universität stand er durchschnittlich 35 Minuten pro Spiel auf dem Parkett und bediente dabei seine Mitstreiter mit jeweils sechs direkten Ballvorlagen. Einen Wert der ihn in dieser Kategorie auf Platz neun unter den rund 3000 Spielern der NCAA 2 brachte. Mit drei Ballgewinnen pro Partie rangierte er national sogar auf Rang acht. Dass er dazu auch noch den Ball im Korb unterbringen kann, zeigen durchschnittlich 13 erzielte
Punkte, die er mit einer ausgesprochen hohen Trefferquote erzielt. 48 Prozent seiner Würfe von jenseits der Dreipunktlinie und starke 52 Prozent aus dem Zweipunktbereich landen im Ziel. Das Bild seiner Leistungsfähigkeit wird von 140 gefangenen Abprallern, die er in 35 Begegnungen eroberte abgerundet.

Nach seiner Collegezeit wechselte er nach Levice in die erste Slowakische Liga, stand dort ebenfalls im Durchschnitt 35 Minuten auf dem Feld, erzielte dabei 15 Punkte und verteilte sechs Assists. Aufgrund schlechter Beratung durch seinen Agenten war Lockhart vergangene Saison ohne Verein und musste sich an seiner Uni  NUMMER 01 vom 10.09.2015 und in verschiedenen Sommerligen fit halten. Dies könnte sich zum Glücksfall für die Giants entwickeln, denn er brennt darauf sich in Deutschland einen Namen zu machen. Die buchstäblich letzte Lücke unter den Körben der Giants wird von dem 2,03m großen Mittelfranken Chris Reinhardt geschlossen. Der am 21.02.1988 in Nürnberg geborene Spieler erfüllt genau das gewünschte Anforderungsprofil der Mannschaftsverantwortlichen. Seine Ausbildung in Sachen Basketball durchlief er bei den dortigen Franken Hexern und war 2005 Mitglied der U18 Nationalmannschaft. Bis 2011 spielte er für den Nürnberger BC in der ProB und der ProA. Anschließend trat er für die Ansbach Piranhas und die Licher BasketBären an, ehe er zum aufstrebenden BBC Coburg wechselte. Bereits seit seiner Ansbacher Zeit in der er mit durchschnittlich zehn Punkten, acht Rebounds und eindrucksvollen vier abgeblockte Würfen pro Spiel eine sehr starke Saison absolvierte, war der Powerforward im Fokus der Nördlinger.

Dank seiner „Blockerqualitäten“ wurde er nach Abschluss der Saison zum besten Verteidiger der Liga gewählt. Mario Matic ist sich sicher mit Reinhardt den richtigen Spieler in seinen Reihen zu haben: „Chris ist ein sehr talentierter Spieler, der sowohl offensiv als auch defensiv das Spiel sehr gut lesen kann. Er wird uns mit seinen langen Armen nicht nur unter den Körben helfen, sondern verfügt auch noch über einen guten Wurf von außen.“ Auch Chris Reinhardt fiebert der neuen Saison entgegen: „Als der Anruf aus Nördlingen kam, musste ich nicht lange überlegen sondern habe noch am selben Tag zugesagt, denn der Verein hat einen hervorragenden Ruf in der Branche. Außerdem bin ich in der Nähe meiner Heimatstadt und kenne Fabian Brütting aus unserer gemeinsamen Zeit beim Nürnberger BC.“