Der „Königstransfer“ zum Schluss

Der BBC COBURG hat sich für seine zweite Spielzeit in der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProB noch einmal signifikant verstärkt: Mit Dino Dizdarevic wechselt ein Backcourt-Allrounder an die Itz, der in der Vorsaison im Trikot der Oettinger Rockets Gotha noch fester Bestandteil der Erstliga-Rotation war.

Bei der Verkündung von Transfercoups wird die Floskel vom Königstransfer inzwischen quer durch die Sportarten arg überstrapaziert. Im Falle der jüngsten Verpflichtung des BBC COBURG sind derartige Superlative aber durchaus nicht unangebracht, schließlich ist den Vestestädtern nicht nur ein dicker Fisch, sondern gar ein veritabler Dino ins Netz gegangen. Dabei spielt der Wortwitz mitnichten auf das Alter des neuen Mannes an, denn mit 23 Jahren steht selbiger noch vor der Blüte seiner Schaffenskraft und ist vom Aussterben meilenweit entfernt. Stattdessen dreht sich’s um den Namen: Dino Dizdarevic konnte vom ambitionierten Coburger Projekt überzeugt werden und feiert in Oberfranken ein Wiedersehen mit seinem ehemaligen Breitengüßbacher NBBL-Meistercoach Ulf Schabacker.

Dass ein Spieler dieses Kalibers den Weg zum BBC COBURG findet, ist keineswegs selbstverständlich. Immerhin kam der 1,94-Meter-Flügel in der abgelaufenen Runde noch in Deutschlands Basketball-Oberhaus easyCredit BBL zum Einsatz. Für die Oettinger Rockets stand Dizdarevic in 26 Partien im Schnitt knapp zehn Minuten auf dem Erstliga-Parkett und erzielte dabei durchschnittlich 2,4 Punkte. Gegen Brose Bamberg kam der gebürtige Mühlheimer auf neun Zähler in 31 Minuten, in seiner eigentlichen Heimatstadt München beim deutschen Meister Bayern Basketball waren es zehn Punkte in 18 Minuten. „Überhaupt auf einem solchen Niveau agieren zu dürfen war eine tolle Erfahrung. Einerseits geht in der ersten Liga alles ein bisschen schneller und es wird viel körperlicher gespielt. Wenn man zu lange überlegt, ist der Ball weg oder das Loch in der Verteidigung schon wieder geschlossen. Andererseits merkt man nach einiger Zeit auf diesem Level, dass auch dort nur mit Wasser gekocht wird und dass man durchaus mithalten kann“, denkt der Neu-Coburger gerne an seinen Abstecher nach Thüringen zurück, den er im Falle des Klassenerhaltes vermutlich verlängert hätte.

Es sollte jedoch anders kommen: Das Projekt in Gotha und Erfurt konnte aus wirtschaftlichen Gründen nicht wie geplant fortgeführt werden und Dizdarevic musste sich auf Jobsuche begeben. Dass neben diversen höherklassigen Klubs auch der BBC COBURG sein Interesse bekundete, kam ihm nicht ungelegen: „Unter Ulf Schabacker habe ich bereits in Breitengüßbach trainiert und wir haben zusammen 2012 die deutsche Meisterschaft in der NBBL geholt“, erinnert sich der Guard an eine „tolle Zeit und die vielleicht eingeschworenste Truppe, die ich je erlebt habe, denn wir sind mit einer echten Underdog-Mentalität an den Start gegangen und haben einige hohe Favoriten aus dem Weg geräumt.“ Mit von der Partie waren damals unter anderem BBC-Forward Christopher Wolf und Nationalmannschafts-Center Johannes Thiemann, den Dizdarevic zu seinen besten Freunden zählt. Auch mit BBC-Kapitän Steffen Walde ging er in ProA und ProB im Baunacher Trikot bereits gemeinsam auf Korbjagd.

An Meisterschaften mit dem BBC COBURG denkt der vielfache deutsche Jugendauswahlspieler, der schon früh seine kroatische Staatsbürgerschaft ablegte, noch lange nicht. „Für Platzierungsprognosen sind die anderen Teams zu schwer einzuschätzen. Kurz vor Weihnachten werden wir wissen, wo wir tatsächlich stehen“, vermeidet Dizdarevic die Festlegung auf ein Saisonziel.  Stattdessen will er den Vestestädtern dabei helfen, sich in Deutschlands dritthöchster Liga im zweiten Anlauf zu etablieren und cleverer zu agieren als bei der Premiere: „Ich bin seit 2013 Profi und möchte beim BBC trotz meiner jungen Jahre Verantwortung übernehmen. Intensität, Toughness und Physis sind Qualitäten, die ich einbringen und vorleben möchte.“ Zunächst einmal unabhängig von der Position, denn: „Von eins bis drei kann ich alles spielen und verteidigen, besondere Präferenzen habe ich nicht.“

Als Rückschritt begreift der Sohn einer Profihandballerin und eines Fußballers den Gang in die ProB ganz und gar nicht: „In der ersten Liga geht es für einen jungen deutschen Spieler meist hauptsächlich darum, ordentlich zu verteidigen und in der Offensive in der Ecke für den offenen Wurf bereit zu sein. Jetzt kann ich beweisen, dass ich mehr kann.“ Die ersten Trainingseinheiten kamen Dizdarevic indes irgendwie seltsam bekannt vor: „Es hat keine fünf Minuten gedauert, bevor ich von Ulf den ersten Einlauf bekam.“ Manches ändert sich eben nie – Königstransfer hin oder her.

 

 

(BBC Coburg)