Spotlight #2: Vielversprechende Neuverpflichtungen

Mitte August – Das ist die Zeit, in der die Teams der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProA in die Saisonvorbereitung starten. Die Kaderplanungen sind mittlerweile größtenteils abgeschlossen, höchste Zeit also nochmal einen Blick auf die spannendsten personellen Entscheidungen zu werfen. Nachdem wir uns in der vergangenen Ausgabe von Spotlight schon mit den wichtigsten Vertragsverlängerungen beschäftigt haben, folgt nun der Fokus auf die vielversprechendsten Neuzugänge. Neben den klassischen Rookie-Zugängen von US-Colleges, gab es auch in dieser Offseason einige Transfers, die für Aufsehen gesorgt haben. Seien es amtierende ProA-Meister, Rückkehrer, Nationalspieler oder sogar ehemalige BBL-Akteure… 

Königstransfer Scott und jede Menge bekannte Gesichter

Die Baskets aus Paderborn konnten als einziger der vier ProB-Aufsteiger nicht mit ihrem Kapitän verlängern, Lars Lagerpusch zog es nach Nürnberg. Doch trotz des Abgangs setzt man auch hier auf Erfahrung im Kader, und will mit gestandenen Spielern den Klassenerhalt sichern. Der spektakulärste Name unter den Neuzugängen ist sicherlich Nathan Scott. Der US-amerikanische Forward ist in der ProA noch gut bekannt: 2023/24 trug er das Trikot der Uni Baskets Münster und war einer der wichtigsten Stützpfeiler in einer erfolgreichen Saison, die sogar noch mit dem Playoffeinzug gekrönt wurde. Mit einem Durchschnittswert von 17,1 war Scott effektivster Spieler der Münsteraner und hatte sich definitiv auch für Wechsel zu stärkeren Teams empfohlen. Doch daraus wurde nichts, Scott verletzte sich in den Playoffs und pausierte anschließend die gesamte letzte Saison. Nun also will er wieder angreifen, wieder in der ProA, wieder in Westfalen. „Ich bin wirklich dankbar für die Chance, die mir Paderborn gibt, und glücklich, nach einem Jahr Pause wieder auf dem Platz zu stehen. Die Auszeit vom Spiel hat mir eine neue Perspektive gegeben und mich jeden Moment, in dem ich spielen kann, schätzen lassen. Die Rückkehr war nicht einfach, aber jeder Schritt war ein Segen. Ich bin einfach dankbar, wieder das tun zu können, was ich liebe.“ Neben Scott haben die Paderborner aber noch mehr als ein halbes Dutzend an Spielern verpflichtet, die die Liga schon gut kennen. Auf den Guard-Positionen kamen der junge Däne Jonathan Klussmann (von RASTA Vechta II) sowie Grant Teichmann (zuletzt ART Giants Düsseldorf), der mittlerweile in seine siebte Profisaison in Deutschland geht. Auch Point Guard Branden Maughmer kann aus seiner Zeit bei der Seawolves Academy zumindest schonmal ProB-Erfahrung vorweisen, genauso wie Matej Silic, der von den BSW Sixers nach Paderborn wechselt. Auf den großen Positionen steht in Aaron Kayser ein Rückkehrer im Aufgebot, zusätzlich kam Talent Karl Bühner aus Vechta an die Pader.

Nathan Scott soll in Paderborn für einige spektakuläre Aktionen sorgen (Foto: Markus Holtrichter).

Alter Schwede: Fünffacher Meister und Nationalspieler kommt zu den Veilchen

Auch die BG Göttingen ist ein Neuling in der Liga, wenn auch auf dem weniger charmanten Weg des Abstiegs aus der easyCredit BBL. Wie bei einem Abstieg fast schon typisch wurde der Göttinger Kader inklusive Coaching Staff einer Runderneuerung unterzogen. An der Seitenlinie steht nun Fabian Strauß, der die letzten Jahre bei den Dresden Titans arbeitete und von dort auch seinen Co-Trainer Patrick Carney sowie Point Guard Daniel Kirchner an die Leine mitbrachte. Kirchner verteilte in der vergangenen Saison die ligaweit drittmeisten Assists pro Spiel (6,7). Von seinen Anspielen will in der anstehenden Saison Adam Ramstedt profitieren. Er ist einer der erfahrensten Spieler, die neu im Göttinger Kader sind. Der mittlerweile 30-jährige Center hat bereits in fünf europäischen Ländern Erfahrungen gesammelt, den größten und erfolgreichsten Teil seiner Karriere hatte er in seinem Heimatland Schweden. Mit seinem Heimatverein aus Södertälje wurde Ramstedt zunächst zweimal schwedischer Meister. Mit einer Saison Unterbrechung war er dann von 2020-2024 für das erfolgreichste schwedische Team der letzten Jahre, die Norrköping Dolphins aktiv. Dort holte der 2,06m-Mann drei weitere Meistertitel und wurde zuletzt 2024 zum Verteidiger des Jahres und MVP der schwedischen Basketligan gewählt. Fun Fact Nr.1: Auf dem dritten Platz bei der MVP-Wahl lag damals Tra Holder, der in der vergangenen Saison für die BG auflief. Fun Fact Nr.2: Ramstedts Coach in Norrköping war Mikko Riippinen, der zum Ende der letzten Spielzeit an der Göttinger Seitenlinie stand und nun zu den MHP Riesen aus Ludwigsburg ging. Ebenjener Riipinen verantwortet auch die schwedische Nationalmannschaft, zu deren vorläufigen EM-Kader Ramstedt ebenfalls gehört. Es ist also möglich, dass BG-Coach Strauß in der Vorbereitung noch auf den Center verzichten muss und stattdessen verfolgen kann, wie sich sein Schützling im Vorrundenduell gegen Deutschland schlägt…

Ramstedt zu seiner erfolgreichsten Zeit in Schweden (Foto: Norrköping Dolphins).

Wunschspieler Hinton zieht es ins Artland

Die Artland Dragons haben eine enttäuschende Saison 2024/25 hinter sich und wollen nun neu angreifen. Damit das auch gelingt hat man sich, mit Ausnahme von Point Guard Buzz Anthony und Center Robert Oehle, vom kompletten Kader getrennt und auch strukturell mit der Kooperation mit RASTA Vechta eine Neuaufstellung gewagt. So verwundert es nicht, dass der neue Coach sowie gleich vier weitere Akteure aus dem nur gut 30km entfernten Vechta ins Artland kamen. Hendrik Gruhn coachte in der letzten Saison die zweite Mannschaft von RASTA und soll für neue Impulse bei den Drachen sorgen. Als wichtigsten Sommerneuzugang bekommt er seinen „absoluten Wunschspieler auf der 3. Bei der Besetzung dieser Position war uns wichtig einen offensivstarken Spieler zu verpflichten, jemanden, der auf allen Ebenen des Feldes scoren kann.“ Gemeint ist mit dieser Beschreibung Amir Hinton. Der US-Forward, der für die syrische Nationalmannschaft spielt, absolvierte 2023/24 seine erste Saison in Deutschland und stand damals in Jena unter Vertrag. In der vergangenen Spielzeit wurde er von den VET-CONCEPT Gladiators Trier nachverpflichtet und wurde mit diesen ProA-Meister, passenderweise im Duell mit seinem Ex-Team. Allerdings hatte Hinton immer wieder mit Verletzungsproblemen zu kämpfen, möglicherweise auch ein Grund, warum er nicht mit Trier den Aufstieg antritt, sondern stattdessen bei den Dragons neu durchstarten will. Dass er das Zeug dazu hat, zeigen seine Zahlen eindrucksvoll: Im Jenaer Trikot kam er in der Hauptrunde im Schnitt auf 17,0 Punkte und griff sich dazu noch 4,6 Rebounds. Gerade offensiv kann Hinton immer wieder stark für sich kreieren, doch Coach Gruhn hebt auch hervor: „Zusätzlich ist er in der Lage das Spiel zu lesen, wenn sich das Spiel zu sehr auf ihn konzentriert, um dann die richtige Entscheidung zu treffen und seine Mitspieler in Szene zu setzen. Er ist darüber hinaus noch ein extrem guter Verteidiger, das darf man nicht verschweigen. Amir ist höchstmotiviert, um an seine Leistungen in Jena wieder anzuknüpfen, denn gerade in der Saison war er wahrscheinlich einer der besten Spieler der Liga.“

Hinton soll einer der dominierenden Akteure bei den Dragons werden (Foto: Simon Engelbert).

Ein Hauch von Rhöndorf weht am Deutschen Eck

Auch in Koblenz wird man mit der vergangenen Saison nicht allzu zufrieden gewesen sein. Entsprechend wurde auch hier ordentlich am Personal gebastelt. Am Anfang stand dabei die Suche nach einem neuen Coach und hier fiel die Wahl auf Stephan Dohrn. Der 37-jährige Berliner war in den vergangenen Jahren in der ProB aktiv und coachte von 2019-2023 den SC Rist Wedel sowie zuletzt bis Anfang des Jahres die Dragons Rhöndorf. Mit letzteren gewann er 2023/24 die ProB-Meisterschaft. Und einen Spieler seines damaligen Meisterteams holte Dohrn auch direkt nach Koblenz: Badu Buck spielte zuletzt bei den Artland Dragons und folgt nun seinem Ex-Coach ans Deutsche Eck. Er ist vor allem als hochprozentiger Dreierschütze gefragt, versenkte im Rhöndorfer Trikot knapp 40% seiner Versuche von Downtown. Doch damit nicht genug, noch ein weiterer Ex-Drache schloss sich den Baskets an. Tim Smith Jr. war in der abgelaufenen Spielzeit der beste Rhöndorfer Spieler und überzeugte mit durchschnittlichen Werten von 17,7 Punkten und 5,4 Rebounds pro Partie. Bereits etwas länger liegt die Zeit in Rhöndorf für Center Alexander Möller zurück, der dort schon vor mehr als zehn Jahren seine ersten Schritte im Profibasketball ging. Danach zog es ihn unter anderem nach Düsseldorf und Göttingen, er kennt Dohrn also noch nicht. Ganz im Gegensatz zu einem weiteren Akteur im Koblenzer Kader: Jakob Hanzalek gehört zu den wenigen Spielern, die aus dem letztjährigen Team noch erhalten blieben. 2022 spielte er, wenn auch nur zwei Spiele, für den SC Rist Wedel und damit unter seinem nun wieder aktuellen Coach.

Spielten beide bereits in Rhöndorf unter ihrem Koblenzer Coach: Badu Buck und Tim Smith Jr. (Fotos: Lukas Steppkes, Dragons Rhöndorf).

Guess who’s Bleck

Blicken wir zum Schluss noch auf ein Team, das wir in der vergangenen Ausgabe schon einmal beleuchtet haben. Phoenix Hagen lieferte in dieser Offseason einige Transfers, die durchaus aufhorchen ließen. Da wäre natürlich die Verpflichtung von Marcus Graves, dem frischgebackenen ProA-Meister von den Gladiators aus Trier, der noch im Halbfinale mit dafür verantwortlich war, dass man in Hagen die Träume von einem möglichen BBL-Aufstieg erstmal verschieben musste. Oder der Transfer von Jeffrey Carroll, der bereits in der BBL seine Qualität mit 13,3 Punkten pro Partie für die MLP Academics Heidelberg unter Beweis gestellt hatte. Doch die Story des Sommers lieferte dennoch ein anderer Neuzugang, ein Rückkehrer. 2012 spielte ein gewisser Fabian Bleck seine ersten Minuten in der BBL, als gebürtiger Breckerfelder natürlich bei Phoenix Hagen. 2015 folgte dann der Wechsel zu den Eisbären Bremerhaven, als Startschuss für insgesamt zehn weitere Saisons im deutschen Oberhaus. Mit Crailsheim erreichte Bleck das Pokalfinale und spielte europäisch, zuletzt trug er das Würzburger Trikot und scheiterte in den Playoffs erst im Halbfinale an ratiopharm ulm. Nun aber kam der Schritt zurück dahin, wo alles begonnen hatte, eine Heimkehr, die aber noch mehr bietet, als nur Wortspiele a la „Bleck is back“ (Zugegeben, hier bekennt sich auch der Autor schuldig). Denn auch sportlich will er nochmal erfolgreich sein, das unterstreicht sein Vertrag, der für zwei Saisons laufen wird und auch für die BBL gilt…

Rückkehrer Bleck besticht auch durch sein gutes Auge für die Mitspieler (Foto: Viktor Meshko).

Das war also unser Blick auf die spannendsten Verpflichtungen dieses Transfersommers. Wie immer gilt natürlich, nur ein Bruchteil aller Deals konnte hier abgebildet werden. Den Überblick über alle Kader gibt es in unserer Wechselbörse sowie auf unserer Startseite, wo nicht nur die neusten Transfers dargestellt werden, sondern auch die Pressemitteilungen zu allen Wechseln und Verlängerungen zu finden sind. Vor der ersten Pokalrunde geht es hier mit Fokus auf die sechs Duelle mit ProA-Beteiligung weiter. Wenn du das nicht verpassen möchtest, abonniere am besten hier unseren Newsletter, dort gibt es immer einen Reminder, wenn eine neue Ausgabe von Spotlight online ist.